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Zurich, Schweiz, 22. Februar 2007Der diesjährige Preis für Angewandte Physik der Schweizerischen Physikalischen Gesellschaft (SPG) wurde an Dr. Emanuel Lörtscher vom IBM (NYSE:IBM) Forschungslabor Zürich für seine hervorragenden wissenschaftlichen Leistungen auf dem Gebiet der Molekularen Elektronik, ein viel versprechender Kandidat für zukünftige Informationsverarbeitung, vergeben.
Der
SPG Preis würdigt im besonderen Emanuel Lörtschers hervorragende
wissenschaftliche Resultate, die zum ersten Mal gezeigt haben, dass
ein einzelnes elektrisch kontaktiertes Molekül zwischen zwei
verschiedenen Leitfähigkeitszuständen hin- und hergeschaltet
werden kann. Diese beiden so genannten "ein" und "aus"
Zustände entsprechen den für die Datenspeicherung nötigen
Zuständen "0" und "1". Mit seinen Experimenten
konnte Lörtscher eindeutig belegen, dass das Molekül tatsächlich
selbst schaltet und somit der zugrunde liegende Prozess molekularen
Ursprungs ist. Der Einzel-Molekül-Schalter ist der jüngste
Erfolg auf dem Gebiet der Molekularen Elektronik, die darauf abzielt,
Moleküle als kleinste Bausteine zukünftiger Speicher und
Logikelementen zu verwenden.
Um die elektronischen Eigenschaften eines einzelnen Moleküls zu untersuchen, erweiterte Lörtscher die Methode der so genannten "mechanically controllable break-junction (MCBJ)". Hierbei wird eine Metallbrücke auf einem isolierenden Substrat vorsichtig durch mechanische Beugung gedehnt, bis sie auseinander reisst, wobei zwei atomar feine Elektroden entstehen. Zwischen diesen beiden Elektroden gelang es Lörtscher ein einzelnes Molekül "einzufangen" und daran elektrische Messungen durchzuführen. In seinen Untersuchungen konnte er ein reproduzierbares, durch Spannung ausgelöstes Schalten eines einzelnen Moleküls zwischen den Zuständen "ein" und "aus" erzielen. Lörtscher zeigte auch, dass die beiden Leitfähigkeitszustände des Moleküls zeitlich stabil sind und wies durch wiederholte Schreib-Lese-Lösch-Zyklen nach, dass sich dieses Einzel-Molekül-System auch als Speicherelement eignen würde.
Emanuel Lörtscher arbeitet seit 2004 am IBM Forschungslabor Zürich. Aktuell untersucht er Systeme auf der Nanometerskala, die auf einzelnen Molekülen und halbleitenden Nanodrähten beruhen, besonders im Hinblick auf ihre Eignung als neue Chiptechnologien für so genannte Post-CMOS-Ära. Er studierte Physik an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich und erhielt 2006 von der Universität Basel den Doktortitel für seine Untersuchungen zum Transport von Ladungsträgern in einzelnen Molekülen.
Die Schweizerische Physikalische Gesellschaft zeichnet jedes Jahr junge PhysikerInnen für hervorragende Forschungsarbeiten auf den Gebieten der allgemeinen und der angewandten Physik sowie der Physik der kondensierten Materie aus. Die eingereichten Arbeiten müssen entweder in der Schweiz oder von SchweizerInnen im Ausland ausgeführt worden sein. Die Preise sind mit je 5`000 Schweizer Franken dotiert.
Über die Schweizerische Physikalische Gesellschaft
Die Schweizerische Physikalische Gesellschaft (SPG) ist eine nationale Vereinigung von PhysikerInnen, die in der Schweiz tätig oder mit der Schweiz verbunden sind. Das Ziel der Gesellschaft ist es, die Interessen der PhysikerInnen hierzulande zu vertreten und die Öffentlichkeit auf die an Bedeutung gewinnende Rolle der Physik in unserer High-tech Welt aufmerksam zu machen. Mit fast 1200 Mitgliedern ist die SPG die grösste Gesellschaft der Schweizer Akademie der Naturwissenschaften (SCNAT).
Über das IBM Forschungslabor Zürich
Das IBM Forschungslabor in Zürich (ZRL) ist der europäische Zweig der IBM-Forschung, die mit weltweit rund 3500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an acht Standorten die grösste industrielle Forschungsorganisation darstellt.
Das Zürcher Forschungslabor hat derzeit 320 MitarbeiterInnen und vereint mehr als dreissig verschiedene Nationalitäten. Das Forschungslabor wurde 1956 gegründet und ist bekannt für seine herausragenden technischen Innovationen und wissenschaftlichen Leistungen, darunter zwei Nobelpreise. Das Spektrum der Forschungsaktivitäten reicht von der technischen Grundlagenforschung über die Entwicklung von Computersystemen und Software bis zum Entwurf neuartiger Geschäftsmodelle und Dienstleistungen auf der Basis von "On Demand".