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Zürich, Schweizૼ28. März 2008: Im Rahmen der diesjährigen Jahrestagung der Schweizerischen Physikalischen Gesellschaft (SPG) in Genf wurde Lorenz Meier gestern mit dem SPG Preis für hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der kondensierten Materie der Schweizerischen Physikalischen Gesellschaft (SPG), ausgezeichnet. Der SPG-Preis würdigt im Besonderen die in Zusammenhang mit seiner Doktorarbeit gewonnenen grundlegenden Erkenntnisse auf dem Gebiet der Spintronik und deren Bedeutung für die künftige Informationsverarbeitung. Seine Dissertation mit dem Thema „Manipulation of electron spins in quantum wells with magnetic and electric fields" erarbeitete er während der letzten drei Jahre im Rahmen einer Forschungskollaboration zwischen der ETH Zürich und dem IBM Forschungslabor in Rüschlikon.
Er entwickelte Methoden für die kontrollierte Manipulation von Elektronenspins durch elektrische Felder. Der Spin, eine quantenmechanische Eigenschaft von Elementarteilchen, konnte bis anhin nur durch das Anlegen magnetischer Felder reguliert werden. Die Möglichkeit, den Spinzustand eines Elektrons mit Hilfe eines elektrischen Feldes gezielt „umzuklappen“, ist ein wichtiger Schritt in Richtung der Nutzung des Spins für Logikanwendungen in der Informationsverarbeitung.
Die Spintronik, wie das Forschungsfeld allgemein bezeichnet wird, gehört zu den möglichen CMOS-Nachfolgetechnologien. Hierzu zählen Technologien, die die derzeitige Chiptechnologie eines Tages ablösen könnten, wenn mit dieser keine weitere Leistungssteigerung mehr möglich ist. Dies wird in etwa 10 bis 15 Jahren der Fall sein. Dann werden radikal neue Technologien benötigt, um die Leistungsfähigkeit von Computerchips weiter zu steigern. Zu den Kandidaten für die CMOS Nachfolge zählen neben der Spintronik auch Kohlenstoffnanoröhrchen, Nanodrähte, die molekulare Elektronik sowie Quantencomputing.
Die in seiner Dissertation gewonnenen Erkenntnisse wurden im renommierten Wissenschaftsjournal Nature Physics publiziert und haben in Fachkreisen international Anerkennung erhalten.
Lorenz Meier studierte Physik an der ETH Zürich und an der Universität in Lund, Schweden. Seine Interessen und Fähigkeiten reichen jedoch weit über die Physik hinaus: In seinem Heimatkanton St. Gallen entwickelte er für einige Jahre Steuerberechnungsprogramme und Personalmanagementsoftware. Bei der Schweizerischen Bundesbahn implementierte und testete er Bremsparameter für eine neue Hochgeschwindigkeitsstrecke, die mit dem europäischen Zugsicherungssystems ETCS betrieben wird.
Die Schweizerische Physikalische Gesellschaft zeichnet jedes Jahr junge PhysikerInnen für hervorragende Forschungsarbeiten auf den Gebieten der allgemeinen und der angewandten Physik sowie der Physik der kondensierten Materie aus. Die eingereichten Arbeiten müssen entweder in der Schweiz oder von SchweizerInnen im Ausland ausgeführt worden sein. Die Preise sind mit je 5`000 Schweizer Franken dotiert.
Über die Schweizerische Physikalische Gesellschaft
Die Schweizerische Physikalische Gesellschaft (SPG) ist eine nationale
Vereinigung von PhysikerInnen, die in der Schweiz tätig
oder mit der Schweiz verbunden sind. Das Ziel der Gesellschaft
ist es, die Interessen der PhysikerInnen hierzulande zu vertreten
und die Öffentlichkeit auf die an Bedeutung gewinnende
Rolle der Physik in unserer High-tech Welt aufmerksam zu machen.
Mit fast 1200 Mitgliedern ist die SPG die grösste Gesellschaft
der Schweizer Akademie der Naturwissenschaften (SCNAT). Sie feiert
in diesem Jahr ihr 100-jähriges Jubiläum und zählte
während ihrer Geschichte wichtige Physikerinnen und Physiker
zu ihren Mitgliedern und hat sich zu verschiedenen Zeitpunkten
wissenschaftlich und wissenschaftspolitisch hervorgetan. Am 27.
Juni 2008 feiert die SPG mit einem grossen Festakt im Kultur
Casino Bern Geburtstag. Mehr Informationen: www.sps.ch
Über das IBM Forschungslabor
Zürich
Das IBM Forschungslabor in Zürich ist der europäische
Zweig der IBM-Forschung, die mit weltweit rund 3500 Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern an acht Standorten die grösste industrielle
IT-Forschungsorganisation darstellt. Das Zürcher Forschungslabor,
das 1956 als erstes IBM Labor ausserhalb der USA gegründet
wurde, hat heute rund 350 Mitarbeiter und vereint mehr als dreissig
verschiedene Nationalitäten. Seit seiner Gründung vor
mehr als 50 Jahren, hat sich das Forschungslabor durch herausragende
technische Innovationen und wissenschaftliche Leistungen, darunter
zwei Nobelpreise, den Ruf einer weltweit führenden Forschungsinstitution
erworben. Das Spektrum der Forschungsaktivitäten reicht von
der physikalischen Grundlagenforschung über die Entwicklung
künftiger Generationen von Prozessoren und Computersystemen
bis hin zu Supercomputing sowie Software und Services, etwa in
den Bereichen Sicherheit und Datenschutz, Healthcare oder Business
Optimization und Transformation.