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Digitaler Datenschutz — Europäisches Forschungskonsortium erprobt neue Techniken zum Schutz der Privatsphäre in einer Schule und einer Universität

Wahrung der Privatsphäre bei einem schulinternen Kommunikationsportal und im Rahmen der Evaluation der Lehre an Universitäten

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Frankfurt, Deutschland, und Rüschlikon, Schweiz, 28. Januar 2011—Anlässlich des heutigen Datenschutztages wurde eine europäische Forschungs­initiative angekündigt, um innova­tive Ver­schlüs­selungs­technik zu erproben, mit denen Bürger künftig ihre Privat­sphäre und Identitäten besser schützen können. Das Projekt „Attribute Based Credentials for Trust (ABC4Trust)“ fokussiert auf daten­schutz­fördernde Techniken und wird diese in Pilot­versuchen mit Schülern einer schwedischen Schule und Studenten der Patras-Universität in Griechen­land erproben.

Gemäss einer von comScore ver­öffent­lichten Statistik surfen europäische und US-ameri­kani­sche Nutzer monatlich im Schnitt 25-32 Stunden im Internet.1 Während dieser Zeit greifen sie auf tausende verschie­dener Seiten und Dienste wie Online-Banking und E-Shopping oder soziale Netz­werke zu. Die meisten Dienste verlangen die Erstellung eines personali­sierten Profils; die Zugangs­kontrolle erfolgt durch Eingabe von Nutzer­name und Passwort oder, um erhöhten Sicherheits­anforde­rungen zu genügen, mittels krypto­graphi­scher Zertifi­kate. Zwar bieten solche Zertifikate für viele Einsatz­zwecke eine hin­rei­chende Sicher­heit, jedoch bleibt die Privat­sphäre der Nutzer unge­schützt. Nutzer geben ihre Identi­tät daher oftmals unbewusst gegen­über den Dienste­anbietern preis, obwohl dies zur Erbringung der Leistung oder des Dienstes nicht erforderlich wäre.

„Mehr als die erforderlichen Informationen zu offenbaren, gefährdet nicht nur die Privat­sphäre der Nutzer sondern erhöht auch die Gefahr des Identitäts­missbrauchs und –betrugs, wenn personen­bezogene Informationen in die falschen Hände Fallen. Ziel von ABC4Trust ist es, aufzuzeigen, dass Systeme mit attribut-basierten Zertifikaten sowohl eine sichere Authenti­fizierung unter­stützen als auch die Privat­sphäre des Einzelnen schützen, beispiels­weise im Rahmen mobiler sozialer Netwerke. Unsere Forschung unter­stützt dabei unmittelbar die von der Europäischen Union mit der Digitalen Agenda2 verfolgten Ziele“, betont Prof. Dr. Kai Rannenberg, Koordinator des Projekts und Inhaber der T-Mobile Stiftungs­professur für Mobile Business & Multi­lateral Security an der Goethe-Universität Frankfurt.

In dem vierjährigen Projekt wird die daten­schutz­fördernde Technik so genannter attribut-basierter Zertifikate (in Englisch attribute based credentials) in Pilot­versuchen erprobt. Diese ermöglichen es, genau die notwendigen Eigen­schaften und Angaben nachzuweisen, ohne dabei die voll­ständige Identität zu offenbaren. So kann ohne die Weiter­gabe des Geburts­datums oder der Adresse, wie bei einer Authenti­fizierung mittels Aus­weises bisher üblich, trotzdem ein Nach­weis erbracht werden; beispiels­weise älter als 18 Jahre, Student einer bestimmten Universität oder Bürger einer bestimmten Gemeinde zu sein. Das eingesetzte Credential-System baut dabei auf den Technologien von IBMs Identity Mixer und Microsofts U-Prove auf.

„Mit Technologien wie Identity Mixer schaffen wir für Internet­dienste die technischen Voraus­setzungen, neben einer sicheren Verschlüsselung auch einen besseren Daten­schutz zu gewähren“, schildert Dr. Jan Camenisch, Krypto- und Daten­schutz­experte bei IBM Research – Zürich. „Lösungen, die in zehn Jahren Forschung und Ent­wicklung entstanden, setzen wir in die Praxis um und befassen uns mit Fragen der Bedien­bar­keit und Inter­operabili­tät.

„Technologien zur minimalen Preisgabe von Daten wie U-Prove und Identity Mixer liefern wichtige Bau­steine für die Schaffung eines nach­haltigen Identitäts­management-Metasystems“, sagt Kim Cameron, Chief Architect of Identity bei Microsoft. „Das ABC4Trust-Projekt wird ein hervor­ragendes Forum für alle Beteiligten sein, um sich den Heraus­forder­ungen eines sichereren und vertrauens­würdigen Internets zu stellen.

„Mit unserer Identity Management (IDM)-Lösung können Tele­kommunikations­anbieter als Identitäts-Broker für ihre Kunden auftreten. Einerseits werden dabei die persönlichen Daten geschützt, andererseits können bessere, personi­fizierte Dienste angeboten werden, die das Konsumenten­vergnügen steigern“, so Robert Seidl, der die IDM-Forschung bei Nokia Siemens Networks ver­ant­wortet. „Durch ABC4Trust werden zwei hervor­ragende daten­schutz­fördernde Technologien von IBM und Microsoft inter­operabel — und zwar durch die IDM-Lösung von Nokia Siemens Networks, die beide Techno­logien zusammen bringt.“

Pilotversuche in Schweden und Griechenland

Ein Pilotversuch findet an der Norrtullskolan, einer Sekundär­schule in Söder­hamn, Schweden, statt. Im Test ermöglicht das von den Forschern implemen­tierte Identitäts­management-System Schülern, Lehrern und Eltern, sich sicher gegen­über Diensten zu authenti­fizieren, die von der Schule angeboten werden, u.a. zur Kommu­ni­kation mit der Schul­kranken­schwester, Ver­trau­ens­lehrern, der Sozial­mitarbeitern oder in internen sozialen Netz­werken, die sich auf bestimmte Schüler­gruppen beschrän­ken lassen, ohne dass Nutzer ihre volle Identität preis­geben müssen.

In einem zweiten Pilotversuch am Research Academic Computer Technology Institute in Patras, Griechen­land, wird das System Studenten ermög­lichen, Kurse und Dozenten im Rahmen der Evaluation der Lehre daten­schutz­freundlich/anonymisiert zu bewerten. Die Evaluation der Lehre ist an vielen europä­ischen Universi­täten üblich geworden. Dabei wird die Bewertung meist ohne Computer­unter­stützung durch­geführt oder aber unter Mit­wirkung einer unabhängigen dritten Instanz, um die Privat­sphäre und Interessen der Studierenden zu schützen. Das System mit attribut-basierten Zertifi­katen ermöglicht, die Bewertung jenen vorzu­behalten, die an einer Vor­lesung tatsächlich teil­ge­nommen haben, ohne deren Identität offen­baren zu müssen. Daneben wird dieser Test Mög­lich­keiten auf­zeigen, wie sich Korrekt­heit und Glaub­würdig­keit bei computer­basierten Umfragen und Abstimmun­gen, beispiels­weise im Marketing, verbessern lassen, ohne dass die Privat­sphäre der Teilnehmer aufgegeben wird.

In beiden Pilotversuchen ermöglicht es ABC4Trust den Bildungs­einrichtungen, ihren Nutzern Zertifikate aus­zu­stellen. Mit einem solchen Zertifikat kann ein Nutzer bei­spiels­weise nach­weisen, einen bestimmten Kurs zu besuchen, Mitglied einer bestimmten Gruppe oder Mann­schaft zu sein oder ein bestimmtes Alter oder Geschlecht zu haben. Gespeichert auf einer Smart­card oder in einem Mobil­telefon können diese Zertifi­kate zur Authenti­fizierung gegenüber Diensten genutzt werden. Beim Pilot­versuch in Patras wird die Universität ein eigenes computer­gestütztes Feedback­system betreiben, bei dem die Studierenden dennoch darauf vertrauen können, dass ihre Identität geschützt bleibt.

Die Zukunft personenbezogener Daten und elektronischer Identitäts­nachweise

Seit elektronische Identitätsnachweise und Führerscheine eine immer grössere Verbreitung für die Identifikation, Authenti­fizierung und Bezahlung bei einer Vielzahl von Anwendungen finden, stellt der Daten­schutz eine grössere Heraus­forderung als bisher dar. Es ist daher notwendig, nach­haltige daten­schutz­fördernde Techno­logien, wie in ABC4Trust eingesetzt, in die Systeme einzu­binden, um deren Vorteile auch in der sich weiter ent­wickelnden Informations­gesell­schaft nutzbar zu machen.

IBM Identity Mixer und Microsoft U-Prove

IBM Identity Mixer und Microsoft U-Prove nutzen anspruchsvolle, aber ef­fiziente Verschlüs­selungs­algorithmen, um sicher­zu­stellen, dass Identitäts­informationen der Einzelnen, einschliesslich persönlicher Anga­ben oder Verhaltens­profile nicht ohne Ein­willigung der Betrof­fenen über­mittelt werden. Beide Technologien sind für eine Viel­zahl von Bereichen geeignet wie Versiche­rungen, Online-Shops, Kredit­karten oder Gesund­heits­wesen. Die Technologien und deren Entwickler haben diverse Auszeich­nungen wie den Best Innovation European Identity Award 2010 erhalten.3

ABC4Trust-Konsortium

ABC4Trust ist ein Projekt mit einem Umfang von 13,5 Millionen Euro, das mit 8,85 Millionen Euro im Siebten Rahmenprogramm (RP7) der Europäischen Union gefördert wird. Das inter­nationale multi­disziplinäre ABC4Trust-Konsortium wird geleitet von der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frank­furt am Main, Deutsch­land. Weitere Projekt­partner: Alexandra Instituttet, Däne­mark; Research Academic Computer Technology Institute, Griechen­land; IBM Research Zürich, Schweiz; Miracle A/S, Däne­mark; Nokia Siemens Networks GmbH & Co. KG, Mün­chen, Deutsch­land; Technische Universität Darm­stadt, Deutsch­land; Unabhängiges Landes­zentrum für Daten­schutz, Deutsch­land; Eurodocs AB, Schweden; Crypto­Experts, Frank­reich; Microsoft Research and Develop­ment France SAS, Frankreich, Söderhamn Kommun, Schweden.

ABC4Trust startete im November 2010 und hat eine Laufzeit von vier Jahren.

Über das siebte EU-Forschungs-Rahmenprogramm

Wissen ist eine „Herzensangelegenheit“ der Lissabonner Strategie, die „dynamischste und wett­bewerbs­fähigste wissens­basierte Wirt­schafts­region der Welt zu werden“. Das „Wissens­dreieck“ — Forschung, Aus­bildung und Inno­vation — ist ein zentraler Faktor in den Bemü­hungen Europas, um die Ziele von Lissa­bon zu erreichen. Zahl­reiche Pro­gramme, Initia­tiven und Unter­stützungs­mass­nahmen werden zur Förderung von Wissen auf EU-Ebene durch­ge­führt.

Das Siebte Rahmenprogramm (RP7, englisch: Framework Programme, FP7) bündelt alle forschungs­ver­wandten EU-Initiativen, die eine zentrale Rolle im Streben nach Wachs­tum, Wett­bewerbs­fähig­keit und Arbeits­plätzen spielen, unter einem gemein­samen Dach; zusammen mit einem neuen Rahmen­programm für Wett­bewerbs­fähig­keit und Innova­tion (CIP), Bildungs- und Aus­bildungs­programmen, Struktur- sowie Kohäsions­fonds für regionale Konver­genz und Wett­bewerbs­fähig­keit. Es ist ein wesent­licher Pfeiler für den Europäischen Forschungs­raum.

Die weit gefassten Ziele des RP7 sind in vier Kategorien eingeteilt: Zusammen­arbeit, Ideen, Menschen und Kapazitäten. Für jede Ziel­setzung gibt es ein spezifisches Pro­gramm, abgestimmt auf die Haupt­bereiche der EU-Forschungs­politik. Alle spezifischen Programme arbeiten zusammen, um die Bildung europäischer (wissen­schaft­licher) Exzellenz­zentren zu unter­stützen und zu begün­stigen.

Weitere Informationen: cordis.europa.eu

 

Quellen
1. Americans spend most time on the internet, Europäische Daten: basierend auf Internetkonsum von Personen über 15 Jahren, November 2010, vergl. The Netherlands Leads Europe in Online Visit Frequency; Average Time Spent Online per U.S. Visitor in 2010.
2. Digital Agenda for Europe, Mitteilung der Kommission.
3. Outstanding projects and initiatives in Identity Management honored

Press contact

Nicole Strachowski
Media Relations
IBM Research - Zurich
Tel +41 44 724 84 45

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